27. April 2015
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Sonderanalysen
Bei Renditen von nahe null für 10-jährige Bundesanleihen suchen die Investoren nach immer „längeren“ Bonds. Das zeigen die am Wochenende erhobenen sentix-Indizes: Die Vorliebe für deutsche Staatsanleihen mit einer Laufzeit von über 10 Jahren ist nun so ausgeprägt wie noch nie.
Wie verklärt der Blick für Zinsanlagen zurzeit ist, zeigt diese Woche der sentix Laufzeit-Präferenz Index: Er steigt für das Segment deutscher Anleihen mit einer Restlaufzeit von 10 bis 30 Jahren auf einen neuen Rekordstand. Auf einem ähnlich hohen Niveau notierte der Indikator lediglich Mitte 2010. Damals war das der Auftakt eines deutlichen Renditeanstiegs (s. Grafik).
Weil mittlerweile sogar schon 10-jährige Bundesanleihen kaum mehr als eine Nullrendite abwerfen, weichen die Investoren in immer stärkeren Maße auf noch längere Restlaufzeiten aus. Deren Verzinsung liegt zwar höher, doch ist auch sie historisch niedrig.
Das Fatale an dieser Entwicklung ist, dass die Investoren diese Anlagen ohne Überzeugung vornehmen, was wir im sentix-Datenkranz u.a. an steigenden Konjunktur- und Inflationserwartungen ablesen können. Denn beides zusammen führt normalerweise zu einer Versteilerung der Zinskurve und damit zu einer relativ schlechten Performance am „langen Ende“. Auch schwindet der „Strategische Bias“ (Grundüberzeugung) für Bundesanleihen. Wenn aber Investoren – im Wissen um eine Überbewertung – ihre Positionen halten oder gar aufstocken, ist am Rentenmarkt eine latente Crash-Gefahr „in Arbeit“.