02. März 2015
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Sonderanalysen
Die rekordniedrigen Renditen treiben die Anleger am deutschen Rentenmarkt in immer längere Laufzeiten. Diese Extremsituation verdeutlichen die sentix Laufzeit-Präferenz Indizes: Während das mittlere Laufzeitensegment in der Beliebtheit auf ein Allzeittief fällt, finden Investoren Papiere mit Restlaufzeiten von über 10 Jahren so attraktiv wie nie zuvor – trotz auch dortiger Renditetiefs. Das zeigt die ganze Verzweiflung der Bondanleger im derzeitigen Zinsumfeld.
Der im Rahmen des jüngsten sentix Global Investor Survey erhobene sentix Laufzeit-Präferenz Index zeigt eine bemerkenswerte Entwicklung auf: Die Präferenzen der Bondanleger für das mittlere Laufzeitensegment (3-7 Jahre) notieren so tief wie noch nie seit Erhebungsbeginn 2006 (s. Grafik, dunkelblaue Linie). Gleichzeitig haben die Investoren das Segment mit Restlaufzeiten von über 10 Jahren niemals zuvor für so attraktiv gehalten wie derzeit – zumindest im Vergleich mit den übrigen Laufzeitenbändern (s. Grafik, rote Linie).
Diese Entwicklung stimmt deshalb nachdenklich, weil auch Bundesanleihen mit Restlaufzeiten von über zehn Jahren meist schon unter 1% rentieren. Doch es sind die negativen Renditen, die die Bondanleger erst aus dem Segment zwischen 1 bis 3 Jahren (s. Grafik, hellblaue Linie) und nun auch aus dem Laufzeitenbereich von 3 bis 7 Jahren getrieben haben. Relativ am attraktivsten werden somit die Papiere mit den längsten Restlaufzeiten.
Die schiere Verzweiflung der Anleger drückt sich aber nicht nur in der rekordhohen Popularität der Langläufer aus. Sie wird auch dadurch unterstrichen, dass die Konjunkturerwartungen der Investoren zuletzt stark gestiegen sind, was erfahrungsgemäß zu einer Versteilerung der Zinskurve führt und deren langes Ende unattraktiv macht. Insofern drohen viele Anleger, die gemäß ihren derzeitigen Präferenzen handeln, demnächst auf dem falschen Fuß erwischt zu werden.