08. Juli 2014
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Sonderanalysen
Die neuen sentix Market Profiles, die ein Licht auf die Anlegererwartungen für das zweite Halbjahr 2014 werfen, zeigen, dass vor allem die Devisenmarktakteure derzeit verwundbar sind. Denn für den EUR-USD-Kurs notieren die Erwartungen nun sehr einseitig auf der unteren Seite. Das ist ein Aufwärtsrisiko für die Gemeinschaftswährung! Bei Aktien haben die Investoren zwar längerfristig einen positiven Bias, kurzfristig besteht aber auch hier Überraschungspotenzial nach oben.
Die zum Monatswechsel erhobenen sentix Market Profiles offenbaren ein besonders bemerkenswertes Ergebnis: Eine überwältigende Mehrheit von über 80% der Anleger kann sich für das gesamte zweite Halbjahr 2014 keine Aufwertung des Euros gegenüber dem US-Dollar vorstellen. Die Erwartungen zu diesem Währungspaar sind damit extrem einseitig geworden. Und genau dieser Umstand birgt ein Aufwärtsrisiko für den EUR-USD-Wechselkurs. Denn es können hier nun relativ schnell viele Investoren auf dem falschen Fuß erwischt werden. Bereits ein nachhaltiger Anstieg über die aktuelle Marke von 1,36 EUR-USD würde zahlreiche Investoren relativ zügig in die Verlustzone bringen. Das würde diese Euro-Bären dann zum Eindecken ihrer Short-Positionen veranlassen und somit einen Beschleunigungspunkt für eine – weitgehend unerwartete – Euro-Stärke darstellen. Im Durchschnitt rechnen die Anleger zum Jahresende mit einem Kurs von 1,338 EUR-USD. Auch für die fernere Zukunft dominieren die Euro-Pessimisten.
Für europäische Aktien signalisieren die sentix Market Profiles kurzfristig ebenfalls Überraschungspotenzial auf der Oberseite. Denn dem Euro Stoxx 50 trauen die wenigsten Anleger für das laufende, traditionell schwierige Sommerquartal einen Sprung nach oben zu. Dass die Aktieninvestoren derzeit aber eben keine ausgemachten Bären sind, zeigt sich am weiteren Verlauf der sentix Market Profiles: Zum Jahresende 2014 und darüber hinaus werden die Anleger immer „bullisher". Die – moderate – Durchschnittserwartung der Investoren für den Euro Stoxx 50 lautet zum Jahresende 3307 Punkte.
Den Bund-Future verstehen die Anleger derzeit nicht. Auf Sicht der nächsten drei Monate rechnet hier eine Mehrheit von 60% der Investoren mit keiner Kursveränderung (Überraschungspfade fallen in Grafik mit der mittleren Prognose zusammen). Auch bis Ende 2014 und darüber hinaus bleibt die von den Anlegern erwartete Schwankungsbreite für diesen Markt, in dem wir derzeit eine Kapitulation der Bären ausmachen (vgl. hierzu z.B. unsere Survey-Kommentierung vom 8. Juni), erstaunlich gering. Es ist davon auszugehen, dass die Volatilität hier in der nächsten Zeit deutlich stärker ausfallen wird als erwartet. Der deutsche Bondmarkt ist nach unserer Einschätzung sogar gerade dabei zu einem Hochrisikomarkt zu werden.
Auf Sicht der nächsten drei Monate fällt bei Gold die Enge des Erwartungskorridors auf, der sich zum Jahresende dann aber weitet. Anleger sollten hier kurzfristig auf die Beschleunigungspunkte achten, die sich aus den Überraschungspfaden ergeben. Auf der oberen Seite liegt der Beschleunigungspunkt bei 1367 USD/Feinunze, auf der Unterseite sollten Investoren bei 1262 USD/Feinunze hellhörig werden – eine Marke, die sich nicht nur aus dem „Überraschungspfad" ergibt, sondern die auch charttechnisch eine wichtige Unterstützung darstellt.
Anmerkung zu den Grafiken
Der „Obere Überraschungspfad" ist das 80%-Quantil der sentix Market Profiles-Umfrage. Er stellt die Kursmarke dar, über der nur noch 20% der Anlegererwartungen liegen. Der „Untere Überraschungspfad" ist das 20%-Quantil und repräsentiert somit die Kursmarke, unterhalb der sich lediglich 20% der Investoren Notierungen vorstellen können.