Keine Panik in Euroland

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In einer ad hoc am Sonntag durchgeführten Sonderumfrage haben wir das aktuelle Stimmungsbild sowie die Einschätzung der aktuellen Kapitalmarktsituation durch die Investoren erkundet. In dem von uns konzipierten Survey haben wir neben der kapitalmarkttechnischen Seite auch die politische Wahrnehmung durch die Anleger eruiert.

Hier zusammenfassend die wichtigsten Kernaussagen

  • Die Grexit-Wahrscheinlichkeit ist aus Sicht der Anleger durch die Referendumsankündigung NICHT signifikant gestiegen. Sie hat sich gegenüber dem Wert des sentix Euro Break-up Index vom 26.06.2015 nur unwesentlich von 48,4% auf 51% erhöht!
  • Diejenigen, die einen Grexit für wahrscheinlich halten, erwarten keine Wendung mehr in letzter Sekunde. Für diese Anleger ist der Pfad zum Grexit unausweichlich. Dagegen rechnen die anderen Anleger zu 75% mit einer solchen "Wendung in letzter Sekunde". Letztlich ist aber damit nur für sehr wenige Anleger ein Grexit ohne „große politische Geste“ zu vermeiden!
  • Anleger, die einen Austritt Griechenlands aus dem Euro erwarten, sehen durch einen Grexit den Euro gestärkt (65,6%), während im Falle eines „weichen Kompromisses“ die Mehrheit eine Schwächung des Euros konstatiert.
  • Einig sind sich mehr oder weniger alle Anleger (68,9%), dass die EZB die ELA-Finanzierung stoppen muss. Der gestrige Beschluss der EZB, den ELA-Kreditrahmen nicht zu erhöhen, ist demnach folgerichtig – aber aus Sicht der Anleger ein auch das Mindestmaß an Restriktion!
  • Wären die sentix-Teilnehmer Griechen, würden Sie nicht der Tsipras-Linie folgen. Dies lässt hoffen, dass sich der innenpolitische Druck auf die Regierung in Griechenland noch so erhöhen wird, dass sie zu einem Einlenken bereit ist. Zudem könnte dies ein Fingerzeig darauf sein, dass das Referendum gegen die Regierung und Pro-Europa aus-fallen könnte, insbesondere wenn mögliche Folgen eines Staatsbankrotts, zum Beispiel durch die aktuellen Einschränkungen im Bankensystem, für die Bevölkerung nun „erlebbar“ werden.
  • Erschreckend ist, dass sich die Anleger bereits mit sehr hohen Abschreibungen in Griechenland abgefunden haben. 91% der Teilnehmer erwarten einen Ausfall von 40% oder mehr, im Mittel wird von den Anlegern ein Verlust auf die Griechenland-Kredite von mehr als 70% erwartet!
  • Trotz der aktuellen Entwicklung zeigen sich die sentix-Umfrageteilnehmer weiter sehr solidarisch mit Griechenland und befürworten, dass erhebliche Hilfen auch nach einem Staatsbankrott geleistet werden. Höchste Priorität haben dabei die Sicherung der EU-Mitgliedschaft und humanitäre Hilfen (Lebensmittel, Medikamente), während Renten, Energieimporte und laufende Einkommen nicht aus Hilfsprogrammen finanziert werden sollten.
  • Solche Hilfen dürften weitere enorme Transfers nach sich ziehen. Der Bedarf wird den Teilnehmern an der Umfrage zufolge bei rund 30 Mrd. Euro innerhalb von 12 Monaten liegen!
  • Kurzfristig erwarten die Anleger spürbare Kursverluste bei Risikoanlagen, vor allem für griechische Aktien und Bonds. Aber auch Euroland-Aktien und der EUR-USD Wechselkurs werden von den Anlegern kurzfristig deutlich schwächer gesehen! Bundesanleihen dürften am Montag dagegen stark gesucht sein, ebenso Gold.
  • Auf Sicht von 3-6 Monaten erwarten die Anleger aber ein gänzlich anderes Bild: Euroland-Aktien sollten steigen, für den Euro sollte sich das Griechenland-Event letztlich als Non-Event erweisen. Und der erwartete kurzfristige Kursaufschwung von Bundesanleihen sollte sich bis Herbst wieder umkehren. Einzig der Goldpreis sollte seine kurzfristige Aufwärts-Tendenz auch mittelfristig behaupten können.
  • Wenngleich die Anleger keine wirkliche Ansteckung der anderen Euro-Krisenländer durch einen Grexit oder Staatsbankrott erwarten (siehe auch aktuellen Wert des sentix Contagion Risk Index von lediglich rund 25%), so sind die Anleger bezüglich eines Investments in den Anleihen der Peripherie dennoch zurückhaltend. Kurzfristig ist dies durch die Nachrichtenlage bedingt, mittelfristig ist dies aber durch eine allgemeine Zinserhöhungserwar-tung, auch für Bundesanleihen, bedingt.

Die exakten Fragestellungen sowie die vollständigen Umfragedaten können Sie hier einsehen: https://www.surveymonkey.net/results/SM-WPG37KPD/ 

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