21. Juni 2011
Lange Zeit galten schwarze Schwäne als nicht existent - ein unmögliches Ereignis, bis man dann in Westaustralien solche Exemplare entdeckte. An den Finanzmärkten steht der "schwarze Schwan" ebenfalls als Synonym für nahezu unmögliche und damit von den meisten Anlegern unerwartete Ereignisse.
Gemeinsames Merkmal dieser Ereignisse ist, dass sie von den vorherrschenden Risikobegriffen und Risikosystemen nicht oder nur unzureichend erfasst werden und die negativen Folgen daraus gravierend sein können.
Doch nicht alle Ereignisse, die als unvorhersehbar gelten, sind es auch. Vielfach resultieren solche negativen Entwicklungen aus Wahrnehmungsverzerrungen der Investoren, die - vertrauend auf eine falsche Wissenschaft oder beeinflusst von eingängigen Slogans und Stereotypen - einseitig und falsch am Markt positioniert sind.
Die Analyse der Wahrnehmungen und Erwartungen der Investoren kann vielleicht das konkrete Ereignis nicht vorhersehen, aber die Folgen mildern, in dem es Hochrisikolagen sichtbar macht. Zudem sollte der Analyse der Marktpreise eine hohe Beachtung geschenkt werden, da die Marktpreise die einzige objektive Information darstellen, die einem Investor zur Verfügung steht.
Ein Marktpreis, der gegen die eigene Erwartung steigt oder fällt, sollte immer als neue Information und nicht als störendes Nebengeräusch betrachtet werden. Denn selbst eine scheinbar unerklärliche Marktbewegung wird letztlich von Angebot und Nachfrage verursacht. Die Gründe für den verantwortlichen Nachfrage- oder Angebotsüberhang mögen noch nicht erkannt werden. Die Bewegung des Marktes selbst ist aber der objektive Beweis dafür, dass dieser besteht. Investoren, die mit normativen Wertvorstellungen den Markt betrachten, sind besonders gefährdet, die wichtige Information, welche der Marktpreis sendet, zu ignorieren.
Dauerhafter Anlageerfolg kann unseres Erachtens nur im Einklang mit dem Markt erzielt werden.
Markets can stay irrational longer, than you can stay solvent" (John Maynard Keynes, Britischer Ökonom)