29. Mai 2014
Sehr geehrte sentix-Teilnehmer,
uns erreichte in dieser Woche eine Anfrage eines regelmäßigen sentix-Teilnehmers. Da wir glauben, dass die Antwort für mehrere sentix-Teilnehmer interessant sein könnte, möchten wir diese auf anonymisierten Wege veröffentlichen:
Sehr geehrte sentix-Analysten,
in Ihrem aktuellen Monatsreporting schrieben Sie: "Seit dem Jahreswechsel verharren die Aktienindizes in einer volatilen Seitwärtszone. Mit zunehmenden Zeitverlauf stellt sich die Frage, ob es sich um eine trendbestätigende Formation handelt oder der Markt ein großes Top ausbaut. Wir gehen in unserer Diagnose von letzterem aus." Ich respektiere einerseits Ihre Begründungen dafür (Datenlage bei strateg. Bias, Konjunkturindikatoren usw.). In Ihrem Jahresausblick 2014 legten Sie aber andererseits sehr anschaulich dar, wie die Notenbanken die Anleger sehr erfolgreich konditionieren, so dass sie letztlich all die Fragezeichen und Bauchgrummeleien ignorieren.
Damals ordneten Sie die Situation als „Zögern" vor der „Verehrung" in Ihrem Stimmungsfahrplan ein. Wenn Sie nun aber bereits ein Top erwarten, dann müssten wir danach bereits in der „Manie" sein. Das ist aber offensichtlich nicht der Fall, abgesehen davon, dass die Verehrungsphase dann extrem kurz gewesen wäre. Sie vergleichen in Ihrem Monatsreporting zudem die aktuelle Situation mit 2011. Aufgrund Ihrer Daten ist das völlig nachvollziehbar. Aber damals hatten wir ja auch kein Top, sondern letztlich nur einen vorübergehenden Einbruch, der bei der ex-post-Betrachtung der Ausgangspunkt für eine weitere Rallystufe war. Könnte also das von Ihnen erwartete Top auch nur ein solches markantes Zwischenhoch in der Phase des Zögerns sein (was bedeutet, dass die „Verehrung" noch aussteht)?
Unsere Antwort:
Gemäß unserem Jahresausblick haben wir nach der Phase des Zögerns die Verehrungsphase erwartet. Die vergangenen Wochen haben zwei verschiedene Möglichkeiten offeriert, wie dieser Übergang von statten geht. Wir haben aufgrund der Datenlage erwartet, dass sich die Phase des Zögerns mit dem Abschluss einer Top Formation vollendet. Ein Ausverkauf in Richtung 8500 im DAX wäre daher unser präferiertes Szenario gewesen. Von da aus wäre eine gute Basis gegeben, um die Verehrungsphase einzuläuten. Mit dem Aufbruch der Formation nach oben sendet der Marktpreis ein neues Signal. Folglich haben wir keine gänzlich neuen Markteinschätzung, sondern müssen nur das neue Preissignal strategisch einordnen. Die Phase der Verehrung scheint nun ohne Korrektur angebrochen zu sein. Diese Phase ist vor allem dadurch gekennzeichnet, dass die Mehrzahl der Anleger keine Argumente für die Kurssteigerungen mehr hören möchten, da die Gründe für die Hausse klar auf der Hand liegen: Notenbankliquidität. Die Konditionierung der Notenbank hat also gewirkt. Ihre Irritation resultiert wahrscheinlich von der Verwendung des Ausdrucks "großes Top". Ansonsten sehen wir keine Widersprüche zu unseren bisherigen Aussagen. Wir versuchen dennoch künftig noch präziser unserer Gedanken aufs Papier zu bringen und wünschen Ihnen weiterhin viel Erfolg an den Kapitalmärkten und vor allem viel Spaß mit Sentix!
Grafik: idealtypischer Stimmungszyklus