03. April 2020
"Kaufe physisches Gold" lautet eine oft gehörte Empfehlung sogenannter Gold-Experten an Anleger, die sich vor einem Zusammembruch des Finanzsystems fürchten. Nun haben wir eine große, existenzbedrohende Krise. Und was macht der physische Markt?
Zunächst scheitert der Versuch, jetzt noch Gold physisch erwerben zu wollen. Die realen Shops sind coronabedingt geschlossen. Die Online-Shops auch, da ebenfalls coronabedingt die Versorgung mit Gold stockt. Entsprechend steigen die Verkaufskurse für Gold deutlich. Soweit so gut bzw. soweit ein normales Marktverhalten.
Doch worüber sich alle Gold-Fans sorgen sollten, ist der Umgang mit den Ankaufkursen. Wer darauf hoffte, in der Krise sein nun wertvolles Gold zu Knappheitspreisen an den Mann bzw. an den Markt zu bringen, sieht sich getäuscht. Die Anbieter verweigern sich, auch nur ansatzweise die Knappheit an physischem Material zu verringern und damit den Nachfragern zu Gold zu verhelfen, indem sie attraktive Geld-Kurse stellen. Für die meisten Gattungen werden überhaupt keine Geld-Kurse gestellt.
Nun könnte man einwenden, dass dies auch damit zu tun hat, dass es Mitarbeiter-Engpässe gibt. Ja, auch die Transportkapazitäten sind verringert. Doch dies dürfte nicht nur dazu führen, dass die Verkaufkurse explodieren, sondern müsste auch eine Reaktion bei den Geldkursen bewirken.
Gold-Anleger lernen also gerade, dass es den Gold-Shop-Betreibern vor allem um den Verkauf geht. In einer Krise ist es nicht sicher - nach dieser Erfahrung vielleicht sogar schon stark zu bezweifeln! - dass man als Goldbesitzer seinen "Schatz" jemals wieder zu fairen Preisen zu Geld machen kann. Die einzige Hoffnung bleibt also, sein Gold irgendwann in einer Hyperinflation auf dem Schwarzmarkt zu tauschen. Ob das allen Anlegern klar ist?
Stand heute, wo noch kein Gold-Besitz-Verbot erlassen und keine prohibitiven Gold-Steuern erhoben werden, ist also der Besitz von Papier-Gold mit Auslieferungsanspruch (z.B. Xetra- oder Euwax-Gold) noch die wahrscheinlich bessere Gold-Investment-Strategie. Das man Gold zur Diversifikation braucht, davon sind wir überzeugt. Aber das Gebaren der physischen Handelsbranche sollte von Anlegern kritisch verfolgt werden.