Mehr als eine gewöhnliche Übernahme

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Die Bayer AG hat eine Übernahmeofferte für Monsanto abgegeben. Würde der Deal, der gemäß dem Angebotspreis auf 55 Mrd. Euro taxiert wird, zustande kommen, Würde es sich um die größte Übernahme der Geschichte durch einen deutschen Konzern handeln.Für die Aktionäre beider Gesellschaften ist dieses Event natürlich eine spannende Angelegenheit, aber auch für alle anderen Kapitalanleger hat diese Nachricht Signalwirkung. Warum?

Wie üblich in solchen Fällen finanziert die übernehmende Aktiengesellschaft den Kaufpreis durch eine Fremdkapitalaufnahme. Rund 40 Mrd. Euro soll diese Kreditsumme bei Bayer betragen. Eine erkleckliche Summe, die das Rating (nach S&P-Logik) voraussichtlich um zwei Stellen von A- auf BBB verschlechtern wird. Das ist gerade noch so „investment grade“, also der Anleihenbereich, der die besten Schuldner repräsentiert.

Doch Bayer wird sich um die Finanzierung nicht wirklich Gedanken machen müssen. Für Nachfrage ist reichlich gesorgt. Der Anlagenotstand im festverzinslichen Bereich ist groß und so gibt es genügend Nachfrage. Darüber hinaus – und das ist der Punkt an der Story – wird ab Juni auch die EZB als Käufer im Unternehmensanleihensegment auftreten.

Anleihen von Konzernen wie Bayer gehören dabei zur „bevorzugten Ware“ unserer „Währungshüter“. Ist ein solches Anleihekaufprogramm nicht schon Marktverzerrung genug, wird die EZB bei Unternehmensanleihen sogar im Primärmarkt als Käufer auftreten. Der Bayer-Finanzvorstand kann demnach am besten gleich mit Herrn Draghi die Konditionen der Monsanto-Übernahmefinanzierung absprechen. Die EZB kann gemäß eigener Beschlusslage schließlich bis zu 70% der Emission auf ihre Bücher nehmen.

Was bei Staatsanleihen (noch) streng verboten ist, nämlich die direkte Finanzierung durch die Notenbank, wird nun bei Unternehmensanleihen durchgeführt. Damit einher gehen eine ganze Reihe ordnungspolitischer Probleme. Wer bestimmt, welche Kondition „angemessen“ ist? Wer legt fest, welche Firmen mehr oder weniger bedacht werden?

Der Zugang zu EZB-Geld war bei Banken schon immer ein Wettbewerbsvorteil. Nun erhalten auch ausgewählte Großkonzerne dieses exklusive Privileg – und sie werden es zu nutzen wissen, kann man mit der Notenbank im Rücken doch so manche Aktion durchziehen, die man sich vorher vielleicht weniger getraut hätte. Europäische Großkonzerne erhalten damit eine Subvention der besonderen Art und werden ihren Teil dazu beitragen, dass die Märkte noch weiter verzerrt und die Bewertungen in die Höhe getrieben werden.

Vor diesem Hintergrund liegt in dieser Tatsache vielleicht der eigentliche Grund, warum der Strategische Bias der institutionellen Anleger in der letzten Woche scheinbar grundlos nach oben geschossen ist. Anscheinend wird den Anlegern jetzt erst bewusst, was für eine massive Kurswirkung im Unternehmensanleihe-Kaufprogramm der EZB liegen kann.

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