27. Februar 2013
Italien hat eine echte Schmierenkomödie abgeliefert, wobei Berlusconi fürs Schmieren und der zweite Wahsieger, Beppo Grillo, für die Komödie zuständig scheint. Doch was bedeuten die Ereignisse südlich der Alpen für die Finanzmärkte? Antworten auf diese Frage bringt eine sentix-Blitzumfrage, die von sentix durchgeführt wurde. Die Umfrage fand gestern, am 26. Februar 2013, von 15 bis 22 Uhr unter 837 Anlegern des deutschsprachigen Raumes statt. Laut dieser Umfrage rechnen 73,2% der befragten Anleger damit, dass der Urnengang für nur kurzfristige Irritationen an den Finanzmärkten sorgen wird. Doch immerhin 24,3% der Umfrageteilnehmer gehen davon aus, dass die Wahl ein nachhaltig negatives Ereignis darstellt. Dennoch dürfte sich Italien mit diesem Wahlergebnis selbst erheblich geschadet haben.
Denn für kein anderes Asset hat sich die grundsätzliche Haltung durch den Wahlausgang so negativ verändert wie für italienische Staatsanleihen. Folglich wollen sich Investoren nun auch vermehrt von Peripherieanleihen trennen und dafür Fremdwährungsanleihen oder Gold erwerben. Allerdings tut sich hier eine Diskrepanz auf: Der erwartete Effekt auf die Staatstitel Italiens ist viel schwächer (Saldenwert von -55 bei einer Schwankungsbreite von -100 bis +100), als es die geplanten Handlungen der Anleger bezüglich Peripherieanleihen andeuten (Saldenwert von -15). Das mag daran liegen, dass die Peripherietitel nicht nur italienische Bonds umfassen, aber auch daran, dass die Anleger der Verlustaversion erliegen und sich zunächst nicht von ihren im Kurs sinkenden Papieren trennen möchten –insgeheim hoffend, dass sich diese doch wieder erholen mögen. Hierin liegt die Gefahr, dass diese Anleger dann entgegen ihrer ursprünglichen Absicht auch irgendwann zu Verkäufern werden und zusätzlich die Kurse unter Druck bringen.
Am wahrscheinlichsten dürfte jedoch sein, dass italienische Staatsanleihen in den meisten Anlegerdepots gar nicht enthalten sind und es deshalb hier auch wenig Anpassungsbedarf gibt (siehe Thema "Die unmögliche Rückkehr" aus dem sentix-Jahresausblick 2013).
Deutlich verschlechtert hat sich durch die Italienwahl auch die Grundhaltung zur Finanzstabilität in Europa (Wert: -40), zum EUR-USD-Kurs (-34) und zur Finanzlage Eurolands (-31). Profitieren konnte vor allem Gold (Wert: +22). Daneben hat sich die grundsätzliche Haltung gegenüber Bundesanleihen unter den befragten Investoren merklich aufgehellt (Wert: +21).
Investitionsverhalten: Go for Gold and Bunds
Trotz ihrer spürbar veränderten Grundhaltungen wollen die Anleger ihr Investitionsverhalten nur wenig anpassen. Für italienische Staatsanleihen ist dieses Phänomen oben bereits erwähnt worden. Besonders eklatant tritt es auch im Fall der Bundesanleihen auf: Der klar verbesserten Grundhaltung steht überhaupt keine zusätzliche Kaufabsicht gegenüber. Dies ist ein bemerkenswertes Stimmungssignal, denn immerhin ergab die letzte sentix-Investitionsgradbefragung, dass die Anleger in Duration unterinvestiert sind. Die veränderte Grundhaltung würde eigentlich sowohl der jüngsten Preisbewegung, als auch den Nöten des Portfolios entsprechen.
Interessant auch, dass die positiv veränderte Grundhaltung zu Gold nicht gleichermaßen in einer Kauflust sichtbar wird, obwohl wir jüngst am Wochenende positive Sentimentsignale vermelden konnten. Auch hier hat die Korrektur offenbar einen ordentlichen Eindruck auf die Anleger gemacht, die nun auch am Goldmarkt deutlich vorsichtiger agieren.
Besser passen die Änderungen bei Grundhaltung und Investitionsabsichten hinsichtlich europäischer Aktien zusammen: Hier bestehen bei verschlechterter Grundhaltung (Wert: -22) tatsächlich Verkaufsabsichten (-9). Hiervon können globale Dividendentitel etwas profitieren (+5). Die grundsätzlich positive Haltung zu Aktien wird demnach trotz der jüngsten Kursverluste nicht infrage gestellt. Jedoch verlagert sich der Fokus auf Investments außerhalb der Eurozone.
Nicht nur die Euroland-Risiken im Blick
Es überrascht nicht, dass die Anleger so kurz nach einem medial stark negativ begleiteten Event die größten Risiken in der Eurozone vermuten. Der starke Ausschlag in der entsprechenden Frage zeigt die nach wie vor hohe Sensibilität der Investoren auf diesem Feld. Ebenso sind die Anleger bei Nachrichten aus den USA oder UK sensibilisiert. Schwarze Schwäne dürften in diesen Regionen weniger wahrscheinlich sein, die könnten eher in Deutschland lauern, wo sich die deutschsprachigen Umfrageteilnehmer sicher sind, dass es ruhig bleiben wird.
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