Die zwei entscheidenden Fragen des Marktes

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Die heutige Datenveröffentlichung der sentix Konjunkturindizes hatten es in sich. Mit einem Rückgang von fast 19 Punkten brach der Gesamtindex für Euroland so stark ein, wie nie zuvor. Hinter den Kursrückgängen an den Aktienmärkten steckt also nicht irrationale Panik, wie so mancher Analyst vermutet, sondern handfeste Sorgen um einen globalen, synchronen Konjunkturabschwung.

Man kann es präzisieren: die Märkte verlangen eine Antwort auf zwei einfache Fragen.

Frage 1: In welchem Maße sind Staatsanleihen noch werthaltig?

Es ist klar, dass nicht alle Staatsanleihen wertlos sind. Entsprechende Übertreibungen sind völlig fehl am Platze. Aber ein Investor, beispielsweise eine Pensionskasse, hat derzeit das Problem, nicht zu wissen, in welchem Maße welche Anleihen welches Landes wirklich nachhaltig gesichert sind. Dies führt dazu, dass letztlich der Preis als einzige Orientierung verbleibt und undifferenziert - rein aus Risikoüberlegungen - Werte veräußert werden. Womöglich notieren inzwischen einzelne Papiere bereits unter ihrem inneren Wert - oder noch immer darüber! Who knows ...

Unser Vorschlag der Gewährung von Put-Optionen für Investoren würde diese Unsicherheit beseitigen. So hilfreich auf den ersten Blick Anleihekäufe durch die EZB sein mögen, bewirken sie nicht die Rückkehr von Vertrauen. Denn man vermutet hinter der EZB-Aktion politisches Kalkül statt ökonomischer Ratio. Ein Investor-Put, der im Falle der Ausübung wie ein Schuldenrückkauf zu einer Schuldenreduktion führen würde, würde den Investoren Planungssicherheit geben und den Druck zu schnellen Handlungen nehmen. Der Politik würde es Zeit verschaffen, Antworten auf Frage 2 zu finden.

Frage 2: Wenn wir wissen, dass Staaten nicht mehr Schulden machen sollen / dürfen, wie sieht dann die Wirtschaftspolitik der Zukunft aus, wenn einem der wichtigsten Akteure im Markt die Hände gebunden sind?

Diese Frage wird bislang kaum vom Mainstream gestellt, ist aber wahrscheinlich der Grund, warum die Märkte so heftig auf die sich abzeichnende konjunkturelle Verschlechterung reagieren. Das eigentliche Problem am Downgrade der USA ist nicht der Verlust des AAA. Zumal bei einer Notenbank, die im Zweifel sowie alle Anleihen aufkauft, eher die Währung als die Anleihe das Problem ist. Der Downgrade zeigt, dass auch Amerika nun in der Aufnahme neuer Schulden eingeschränkt ist. Da die US-Wirtschaft aber wie keine andere nur durch neue Schulden Wachstum generieren kann, wird die ökonomische Sollbruchstelle schnell offenkundig.

Aber auch in Europa müssen alle Regierungen umdenken. Kein Land, weder Italien noch Frankreich noch Deutschland, kann es sich künftig erlauben, Defizite wie in der Vergangenheit zu fahren. Damit wird regieren deutlich anspruchsvoller, man könnte auch sagen: jetzt gewinnt die Qualität wieder die Oberhand über die Quantität.

So gesehen bestehen auch in dieser Krise wieder Chancen. Die Politik wird sich dieser Wahrheit, die für die heutige Generation Politiker, die nichts anderes kennen, als andere Leute Geld mehr oder weniger sinnvoll / sinnlos auszugeben, sehr schmerzhaft ist, stellen müssen. Am Ende dieser Entwicklung werden wir gelernt haben, was im Leben wirklich wichtig ist.

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