29. Mai 2012
Es gibt immer noch ein paar unentwegte Optimisten, die glauben, dass der Euro in seiner gegenwärtigen Form Bestand hat. Wenn es gut läuft, bleibt es nur bei einem Austritt Griechenlands.
Grexit - auf solche Wortschöpfungen können nur Banker kommen. Damit gemeint ist der Ausstieg (Exit) Griechenlands aus der gemeinsamen Währung. Ein solcher Schritt ist unausweichlich, da die ökonomischen Rahmenbedingungen so zerrüttet sind, dass ein Verbleib Griechenlands in der Eurozone zwar möglich, aber mit weiter horrend steigenden Zahlungen anderer Euroländer verbunden wäre. Und diese Zahlungen erzeugen neben einer schwindenden politischen Akzeptanz erhebliche moral hazard-Probleme. Zunehmend windige Geschäftspraktiken dürften in dem Mittelmeerland Einzug halten, um sich an der verfehlten Rettungspolitik auf Kosten anderer zu bereichern.
Es irritiert einen schon gewaltig, wenn der designierte Co-Chef der Deutschen Bank, Jürgen Fitschen, von Griechenland als einem "failed state", einem gefallenen Staat, und einem "korrupten Land" spricht,. trotzdem aber für den Verbleib in der Eurozone plädiert. Da bekommt der Begriff von Europa als Wertegemeinschaft einen ganz neuen Sinn! Dass dieser korrupte, gefallene Staat nach wie vor mit seinen Händen voll in die offenen Taschen der Rettungspolitiker greift, scheint ihm egal. Dieser ehrenwerte Banker lobt die erfolgreichen griechischen Reeder, die 15 Mrd. Euro im Jahr verdienen. Zahlen diese ihren Steueranteil, 50% wären ein Anfang, an ihre korrupte Regierung? Wohl kaum. Im Gegenteil. Das absehbare Ende des griechischen Dramas befördert den Trend zur steuerlichen Vergesslichkeit. Und seien wir ehrlich: wenn wir wüssten, dass unser Staat binnen Jahresfrist abgewickelt wird, würden wir wohl auch keine Steuern mehr zahlen.
Doch der Grieche zahlt wenn möglich nicht nur keine Steuern mehr, er versucht darüberhinaus auch so viele Euros wie möglich in die Hand zu bekommen. Auch das ist mehr als verständlich! Wer schaut schon gerne dabei zu, wie sein Geld vom Staat enteignet wird. Oh, ich vergaß: die zahlende Mehrheit der von den Rettungspolitikern in Sippenhaft genommenen EU-Bürger, die schauen tatsächlich weiter dem Treiben und der Entwertung ihrer Ersparnisse zu. Einen Erfolg konnte Griechenland an diesem Wochenende übrigens auch vermelden: 18 Mrd. Euro wurden aus dem EU-Rettungspaket bewilligt und zur Rekapitalisierung der Banken bereitgestellt. Damit wird es den griechischen Banken nun ermöglicht, weiter neue Kredite zu Gunsten der griechischen Wirtschaft zu schöpfen. Ich tippe mal, dass es vor allem die griechischen "Top-Unternehmen" sind, die noch kreditwürdig sind. Die saugen diese neuen Euros gleich wieder aus den Banken und "verbringen" sie auf die eine oder andere Art ins Ausland. Nach der Pleite Griechenlands bleiben wohl eine Menge von (überraschenderweise wertlosen) "Kredithüllen" übrig, sprich: diese Kredite, die jetzt nochmals geschöpft werden, werden wertlos. Aber was solls: das Geld fließt ja zu uns. Hier kauft das Fluchtgeld unsere Assets und gibt den Flüchtenden sichere Zuflucht. Und der Steuerzahler aus dem Norden finanziert das Ganze.
Ein Gutes hat das Drama um Griecheland: Europa bekommt vor Augen geführt, wie teuer es wird, den Euro allen Widrigkeiten zum Trotz zu verteidigen. Da dürfte es dem einen oder anderen Bürger oder "Rettungspolitiker" speiübel werden, wenn die Rechnungen präsentiert und das Ausmaß der in das restliche Europa "exportierten Korruption" sichtbar werden. Unseren EU-Politikern bleibt nicht mehr viel Zeit, mit dem absehbaren Ende Griechenlands auch entweder den Rest der Eurozone unauflösbar zusammenzuschweißen (Eurobonds) oder dem Ende der Rettungssolidarität offen ins Auge zu blicken (Ende des Experiments Euro).